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Allein im Abenteuerland (Februar)

Gewidmet einer Vorreiterin in Sachen Neuanfänge,
an deren aufbauende Worte ich immer dann zurückdenke,
wenn ich mir nicht mehr sicher bin,
ob ich den richtigen Weg gewählt habe.
Danke Sarah Jane Lee!

Jetzt ist es also soweit.
Ich fange langsam an zu begreifen. Als wenn die Betäubung allmählich nachlassen würde und ich die Dinge als das wahrnehme, was sie sind. Als der helle Wahnsinn!

Vor kurzem habe ich die Entscheidung zu einem neuen Leben getroffen und wie es bei dieser Kategorie von Entscheidungen häufig zu beobachten ist, enden sie meist als bedauerliche Versuchswerte und erleiden einen qualvollen Theoriekollaps.
Doch diesmal hat mich die Muse der Neuanfänge geküsst und mich voller Wucht in ein neues Leben katapultiert.
Ich habe mit allem abgebrochen, was mir den Weg nach vorne versperren könnte und rase mit einem Affenzahn auf einer völlig unbekannten Autobahn Richtung Selbstverwirklichung.
Da stehe ich also, genau dort, wo ich sein wollte. Kann überall hin, wo es mir beliebt, solange ich mir nicht selber im Weg stehe.
Hab eine Entscheidung getroffen und diese auch durchgesetzt. Fern aller Konventionen und allem, was man noch unter den Kategorien „Vernunft“ und „Bodenständig“ finden würde. Und weil ich mir den Luxus erlaubt habe, mich von all dem loszureißen, trage ich auch das volle Risiko und die alleinige Verantwortung für so viel Leichtsinn und Freigeist.

Wow! Mein neues Leben ist ein Abenteuerland, verführerisch aufregend und beängstigend neu zugleich. Denn noch nie war ich so auf mich alleine gestellt wie jetzt. Alles was ich tue, hängt einzig und allein von mir ab. Jede Entscheidung, jeder Schritt, jeder Furz von Engagement.
Jetzt tritt mir niemand mehr in den Verehrtesten und sagt tu das und lass dieses sein. Die Zeiten, in denen mich der gewohnte Tagesrhythmus ins Bett geschickt hat, sind ein für alle mal vorbei. In einer Welt, in der kein Tag wie der andere scheint, muss ich bestimmen, wann die Zeit wofür gekommen ist. Und wenn es nur darum geht am nächsten früh ausgeschlafen an die Arbeit zu gehen oder zur Abwechslung auch mal an die frische Luft, um nicht irgendwann mal aus Sauerstoffmangel mit dem Gesicht in der Spagetti Bolognese vor meinem Laptop zu landen.
Doch das schwierigste von allem wird es sein, sich jeden Tag von neuem zu motivieren, diese Durststrecke bis zum ersehnten Ziel durchzuhalten. Und diese Zeit wird kommen, das ist so sicher wie Neujahr nach Sylvester.

Man höre und staune, mein Leben gehört jetzt ganz alleine mir, wann habe ich das schon so uneingeschränkt behaupten können? Dafür bekommt jetzt jedes meiner Taten eine solche Gewichtigkeit, dass mir fast schon schwindelig wird. Hopp oder Top. Rauf oder runter. Richtig oder falsch. Es gibt fast nichts mehr dazwischen.

Da wundert es nicht, dass jeder Tag von Erfolgserlebnissen und Missgeschicken gleichermaßen geprägt ist. Nur ruhig wird es nicht, selbst wenn das Telefon einen Ruhemoment mal aufhört zu klingeln.

Gestern z. B. habe ich die unfassbar geniale Chance verpasst, als Reporter für eine große Zeitung auf die Pressekonferenz zu einem der momentan bedeutsamsten Medienereignisse eingesetzt zu werden.
Man stelle sich einmal vor, klein Joy als Reporterin in mitten einer Riesentraube von Fotografen und heißhungriger Journalisten. Was spielt es da schon für eine Rolle, dass das einzige, was man je veröffentlicht hat, der Bericht über Maulfrösche zur Paarungszeit in der Schülerzeitung war? Seinem Ziel einen entscheidenden Ziel näher zu kommen, darin liegt doch der wahre Triumph. Plattgewalzt, niedergetrampelt aber überglücklich dabei zu sein.
Doch wie gesagt, Chance vertan, denn die große Zeitung hat zu allem Überfluss den Anmeldetermin verpasst und klein Joy kann das Medienevent jetzt vom Bildschirm aus verfolgen. Wie aufregend!
Da wird einem schlagartig klar, wie haarscharf man im Abenteuerland an entscheidenden Chancen vorbeischrammt. Wumm! Einfach so!

Ein Wunder, dass ich Nervenbündel bei diesem zusätzlichem Brocken an Verantwortung, den die Selbstständigkeit so mit sich bringt, überhaupt noch schlafen kann. Viel bezeichnender ist da doch das Bild von dem einst panischen PC-Muffel, der auf der Suche nach beschleunigenden Hilfsmitteln zum Computer Freak mutiert ist. Und als wenn das nicht genug wäre, verzichte ich neuerdings auch noch auf nächtelange Konversationen mit Freundinnen über alte Sorgen und neue Bekanntschaften, um stattdessen 2.5 Kilobyte Pressefotos und drei Dutzend Mails pro Stunde über die Datenautobahn zu jagen. Irgendwie scheint mir wohl momentan die Ruhe für das Private zu fehlen. Schließlich könnte jede Minute entscheidend sein, jede Idee sich als die ausschlaggebende entpuppen, jeder Klick, jeder Anruf könnte mich dem Ziel ein Stück näher bringen. Da will man doch immer abrufbereit, jederzeit zur Stelle und ständig einsatzbereit sein, oder etwa nicht?

Ich komme mir schon vor wie Lady-Terminator in einem dieser hochdramatischen Actionsequenzen. Um mich herum sprühen Funken wie aus einer freigelegten Stromleitung. Selbst die in der Werbepause in Pastelltönen eingeblendeten Bilder von paradiesischer Ruhe, idyllischen Urlaubsorten und sich zurücklehnenden, ausspannenden Gestalten irritieren mich nicht wirklich. Entspannungsmaßnahmen? Jetzt? Völlig undenkbar!
Stattdessen bündele ich gleich nach der Werbepause als Lara Croft im Erfolgswahn all meine Energien, um aus meiner Powerglocke nicht wieder herauszupurzeln. Bei so viel geballtem Wahnsinn muss sich meine Mission doch irgendwann mal erfüllen.
Bloß den Schwung jetzt nicht verlieren, sage ich mir unaufhörlich. Und wenn es doch nachlässt, dann muss ich mich eben selber wieder antreiben. Man bedenke wie viel Erwartungen in mich gesetzt wurden. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, das tangiert mich nicht. Sie alle glauben an mich und sehen mich nach all der Aufruhr da oben, irgendwo zwischen Mittelgeschoss und Jupiter. Ich kann doch jetzt unmöglich die Bühne, auf die alle gespannt blicken, als Eintagsfliege wieder verlassen und kleinlaut ins alte Leben zurückkehren.
Und seien wir doch mal ehrlich, bin nicht ich die gierigste von allen?
Bin doch schon selber süchtig nach dem, was ich hier erlebe. Wenn sich unbekannte Gesichter plötzlich nach mir umdrehen, und sei es nur wegen meiner neu erlangten „funkensprühenden“ Ausstrahlung, wie es der nette Südländer aus der kubanischen Bar bezeichnet hat. Oder die Tür aufgeht, ich komme rein und ein Aufschrei geht hoch „ Schaut mal, da ist sie ja endlich.“ Wer dreht sich denn da wieder um und beschwert sich über zu viel gutgemeinter Aufmerksamkeit? Klar genieße ich den anfänglichen Rummel um mich.

Viel schlimmer ist doch, wie soll ich je wieder ohne diese Blicke, dieses Interesse ohne diese Funken leben können? Und werde ich das eines Tages wieder müssen?
Wie soll ich mit ansehen, wie alles Zauber verblasst und der Alltag sich breit macht?
Ich kann das doch unmöglich zulassen!

Aber schließlich hat alles Glitzern und Glamour auch seine Kehrseite. Denn wenn ich mich hier einmal umsehe entdecke ich auch ansatzweise bedrohliche Züge. Ohne Netz und ohne Sicherung wanke ich über ein schmales Seil und treibe mich dennoch so lange voran, bis ich auf der anderen Seite angekommen bin. Unbegreiflich hirnlos für jeden klar denkenden Menschen, aber eben fachgerecht für Lara Croft im Erfolgswahn. Nur leider Gottes werde ich den Verdacht nicht los, dass der Schwierigkeitsgrad wächst, selbst wenn man glaubt, es kann gar nicht noch härter werden. Aber das gehört zum Spiel wohl dazu.

Schade, dass es für die Aufgabe sein Lebensziel zu erfüllen keine echte Berufsbezeichnung gibt. Dafür aber eine klar definierte Arbeitsplatzbeschreibung: durchhalten!
Durchhalten, wenn andere aufgeben. Durchhalten, wenn es ausweglos erscheint. Durchhalten, wenn keiner mehr an Dich glaubt. Das ist im Grunde alles, worum es geht. Besser noch: Was ICH von mir verlange! Jeden Morgen aufstehen, an die Arbeit, Entscheidungen treffen, Grenzen überschreiten, mutig sein, neues wagen, selber motivieren, die Erfolgserlebnisse genauso meistern wie die Missgeschicke, sich auf Pressekonferenzen plattwalzen lassen und das stetig mit einem Lächeln im Gesicht und wenn es jemand als hirnrissig bezeichnet, was Du da veranstaltest, noch mal durchstarten und mit doppelter Power nachrüsten.
Wieder und wieder!

Fakt ist, für den Rückwärtsgang ist es ohnehin schon zu spät. Denn ich weiß es, die da draußen wissen es auch, jeder weiß es, den ich dazu genötigt habe daran teilzuhaben. Jetzt kann ich mich nie mehr damit rausreden, das Potential hätte nicht gereicht. Alles woran es jetzt noch scheitern kann, sind ungenutzte Chancen. Nichts schlimmer als das!
Und so risikofreudig ich momentan auch sein mag, dafür kann ich die Verantwortung beim besten Willen nicht übernehmen. Nicht dafür.

Ob als Lady-Terminator oder Joy, ich werde diese Powerglocke nicht verlassen bis ich mir am letzten aller Tage aufrichtig und guten Gewissens in den Spiegel sehen kann. Ich weiß nicht wohin mich der Weg führt, aber wenn ich am Ende angekommen bin, möchte ich alles mitgenommen haben, was ich hätte haben können.
Das darf ich bei all den funkensprühenden Aktionsequenzen nicht aus den Augen verlieren.

Joy
(Alle Rechte liegen bei Shadi Nouyan)


 

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