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Von Tälern und Lichtkegeln (März)

Gewidmet jedem einzelnen Leser von Joystories,
der mich durch seinen Besuch dazu ermutigt weiterzuschreiben.
Danke Dir!

Ich stehe an der Spüle und versuche den größten Abwasch seit Einzug in meinem geliebten Summertime Appartement zu bewältigen. Mir fallen spontan mindestens 16 Tätigkeiten ein, denen ich mich jetzt lieber widmen würde, aber die Suche nach Alternativen nützt nichts. Das Chaos muss heute nach drei ½ Wochen Verwahrlosung entgültig ein Ende nehmen.
Mittlerweile nagt das Durcheinander sogar an meiner Grundausstattung.
Ich finde noch nicht einmal mehr einen Löffel zum Umrühren von schwarzem Waldbeer-Tee oder mikrowellen aufgewärmtem Milchkaffee. Selbst die großen Löffel sind mir ausgegangen.

Im Hintergrund läuft der Soundtrack von „Eiskalte Leidenschaft“ - genau diese Art von Musik, die Dich auf Reisen entführt, weit weg vom ungeliebten Haushalt und anderen unangenehmen Alltäglichkeiten. Und während ich mich von den Gläsern zu den Tassen vorkämpfe, falle ich allmählich in Gedanken und lasse die vergangenen Tage und Wochen vor meinen Augen Revue passieren...


...Seltsamer Weise lande ich auf den Flügeln der Melodie etwa ein ein halb Jahre in die Vergangenheit versetzt, in Thorstens Schlafzimmer.
Da sitze ich alleine an seinem Bettrand und lausche weiter der Musik. Plötzlich realisiere ich, was ich vor wenigen Tagen aus dem gemeinsamen Freundeskreis erfahren habe.
Der ewige Einzelkämpfer, dem keine Freiheit groß genug sein konnte, der rastlose Abenteurer, dessen Wege überall hinführten, nur nicht zu mir, der Mann, der mich verließ, um sich selbst zu finden, er wird jetzt heiraten!
Leise und unbemerkt erlaube ich mir das erste Mal über seine Entscheidung zu staunen.
Es war Gott sei Dank genug Zeit verstrichen, damit es den Zustand des Staunens nicht überschritt. Wer weiß, wie meine Reaktion vor einem halben Jahr ausgesehen hätte. Aber das ist jetzt vorbei.

Ich schüttelte noch einmal den Kopf. Einer der letzten Sätze, an die ich mich erinnern konnte war: „Joy es tut mir wirklich leid, aber ich bin einfach noch zu jung für eine feste Beziehung!“ Zu jung für eine Beziehung, dass ich nicht lache, aber offensichtlich alt genug um zu heiraten, fügte ich ein ein halb Jahre danach in Gedanken hinzu. Kaum waren etliche Nächte ohne Schlaf aber dafür reichlich mit Alpträumen gespickt vergangen, kaum hatte ich eine nie enden wollende Zeit der Trauer und totalen Verzweiflung überstanden, kaum war ich dem tiefsten Tal meines Lebens entkommen, da war Herr Thorsten Will-mich-nicht auch schon bereit für den Bund des Lebens.
Na wenn das keine unerwartete Wendung eines bereits abgeschlossenen Kapitels war. Und wenn ich nicht längst über diese Geschichte hinweg wäre, würde ich es berechtigter Weise als Schlag ins Gesicht bezeichnen. Aber das ist jetzt vorbei.

Als aufgequollen und niedergezähmt hat man ihn mir beschrieben. Natürlich konnte ich es mir daraufhin nicht verkneifen mir vorzustellen, wie ich ihn bei einem eher unwahrscheinlichen Wiedersehen auf die Schultern klopfte, während ich meinen Blick zur Angetrauten wende und sage: „Na, immerhin hat sie unübersehbare Qualitäten als Hausfrau.“
Aber wie bereits erwähnt, ein Wiedersehen ist eher unwahrscheinlich.

„Was hat diese Frau, was Joy nicht hat“, hatte sich Christoph mal gefragt. Aus heutiger Sicht wusste ich, wie die Antwort lauten musste „Joy hat zu viel, einfach zu viel!“, aber das wusste wohl nur ich.
Dann wurde mir plötzlich klar, dass es in unabsehbarer Zeit wahrscheinlich wieder eine Hochzeit geben würde, die von Ina und Christoph nämlich, unseren gemeinsamen Freunden. Also war ein Wiedersehen doch nicht so unwahrscheinlich.
Erstaunlicher Weise zweifelte ich bei diesem Gedanken vielmehr daran, dass ich ihm mit Begleitung gegenüber treten würde, als dass ich mich bis dahin - aufgrund der momentanen Ereignisse - vielleicht sogar schon zur Riege der deutschen Nachwuchs-Promis zählen durfte...

...ich fing richtig an, Gefallen an dieser Vorstellung zu finden und spann meine Geschichte weiter...

...Die Aufregung um mich würde groß sein. Natürlich würde ich mir meinen überschäumenden Stolz nicht anmerken lassen, aber dafür jeden einzelnen Moment und die geringste Aufmerksamkeit in mich aufsaugen. Es wäre so, als würde jede meiner Bewegungen, jeder Schritt von einem Lichtkegel begleitet werden.
Vielleicht würden wir uns in der Menge der geladenen Gäste noch nicht einmal begegnen, aber ich spürte bereits jetzt seinen Blick aus der Ferne auf meiner Haut brennen.
Dieser Abend würde ein einziger Siegeszug und der Lohn für alle bisher durchgestandenen Kämpfe werden...

...Joy, in die Zwischenräume! In die Zwischenräume verdammt noch mal, sonst wird das nie was mit dem Abwasch. Ich hasse Töpfe, in denen sich das Fett verewigt hat und dich aus den Zwischenräumen anlacht, als wenn es Dir den verbleibenden Samstag Abend auch noch rauben wollte.

Da war sie wieder, die Angst, etwas zu verpassen, während man zu Hause erbärmlich unter einer mit Aloe Vera veredelten Pril Schaumwolke erstickte. Aber wer oder was sollte mich heute abend in der Welt der unerfüllten Begegnungen auch schon erwarten? Es war an der Zeit, mich von allen klischeehaften Zwängen und Abhängigkeiten eines herkömmlichen Single-Lebens zu lösen...


...Es spielt in Wahrheit keine Rolle, was sich da draußen abspielt, denn das Leben findet dort statt, wo Du bist. Und es spielt auch keine Rolle mit wem etwas endet und mit wem etwas neues beginnt. Namen spielen keine Rolle und Gesichter sind nichts weiter als Platzhalter, wenn sie keinen Überlebenswillen zeigen.
Alles was wirklich zählt ist, dass ich zu jedem Moment und in jeder Situation das gewisse Etwas mitbringe, um von diesem Lichtkegel begleitet zu werden. Dass ich mit all meiner Präsenz, meinem Lächeln, meiner Souveränität, meinem ganzen Ich da bin, wo ich gesehen werde.

Genau diese Welt, die andere als Scheinwelt empfinden, möchte ich nie, nie wieder verlassen, solange ich das sein darf, worauf ich schon so lange hingearbeitet habe. Jetzt wo ich kurzzeitig Teil von ihr sein durfte, weiß ich wohin ich gehöre.
Ich möchte immer den Willen spüren, der mich weitertreibt und mir die Gewissheit gibt, genau an dem Ort zu sein, an dem ich mich zu Hause fühle.

Komisch, bisher erschien mir mein Dasein teilweise wie eine Ansammlung von bunt zusammengewürfelten Mosaiksteinen, die kein rechtes Bild ergeben wollten.
Aber jetzt gewinne ich zunehmend den Eindruck, dass sich durch meine letzten Triumphzüge ein roter Faden sichtbar macht, der sich durch alle Handlungen und Erlebnisse meines Lebens durchzieht. Jetzt ergibt alles Geschehene einen übergeordneten Sinn. Jeder Schritt, den ich heimlich im Wohnzimmer meines Elternhauses getanzt habe.
Jedes Wort, das ich niedergeschrieben habe, obwohl ich eher hätte meinen Hausaufgaben nachkommen müssen. Jede Rolle, in die ich mich versucht habe durch jahrelanges Kinogänger-Training und als unerbittlicher Daily Soup Anhänger einzufinden.
Alles das machte jetzt einen unbestreitbaren Sinn.

Wenn Joys Begabungen bislang auch zweifelhafter Natur waren, weil sie weder in der Lage war, ein Ein-Gänge Menü vorzubereiten, noch einen Reifen zu wechseln, so ergab das doch jetzt alles einen Sinn.
Welche Rolle spielen da noch die verlorenen Kämpfe um einen fettleibigen Lügenbaron?...

...Genau so muss es sein, denke ich mir und lege die letzten, tropfenden Geschirrteile zur Seite. Genau so und nicht anders!...

...Und von hier aus werde ich weiter gehen. Erkunden, was mir das Leben noch beschert.
Ich freue mich auf morgen, auf später und auf das, was danach kommt.
Jetzt fängt wirklich etwas Neues an. Ich habe es geschafft!!! ...

...der ganze verdammte Abwaschberg war besiegt.
Das Telefon klingelte und ich trocknete hastig meine eingeweichten Finger an dem letzten trockenem Eck vom Abwaschtuch.

„Ah hallo Christoph...ach, Ina und Du gehen heute aus...
danke, aber ich bleibe heute mal zu Hause...
nein, nein, es ist alles klar bei mir...wieso nicht?...
ach weißt Du, irgendwie hab ich gewisser Maßes nen ziemlich aufregenden Tag hinter mir...
nein nicht müde, eher angeregt würde ich sagen...
ehm!...weißt Du, ich hab da grad so ne Idee...
nee, nicht losdüsen, wohl eher festhalten, ich werde das ganze aufschreiben...
na über so Lichtkegel, weißt Du, über Täler und Lichtkegel und so...
ach, ich erzähl Dir das ein andermal, einverstanden?...
ja Euch auch!“

Jetzt war’s um mich geschehen.
Es war Samstag Abend und ich hatte allen Ernstes nichts besseres zu tun als meine Gedanken über Täler und Lichtkegel festzuhalten. Konnte genauso gut das Bad putzen. Vielleicht würde mir dabei ja eine passende Urlaubsgeschichte einfallen. Na, wir werden sehen... :-)

Joy
(Alle Rechte liegen bei Shadi Nouyan)


 

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