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(April)
Gewidmet einer wahren Freundin, die bedingungslos zuverlässig ist.
Hoffentlich kann ich Dir mit dieser Erzählung ein Stück von dem geben,
was Du mir geschenkt hast.
Denk dran, nach jedem Tief kommt ein Hoch!
Danke Martina!
Das Leben kann manchmal so leicht sein wie eine Feder. Aber eben nur manchmal.
Ich habe auch Zeiten erlebt, in denen mir ein Gewicht ans Bein gebunden wurde und mich immer tiefer und tiefer zog. Aber ich weiß, die Gezeiten wechseln sich ab.
Nur wenn man sich mitten in ihnen befindet, scheint das Leben grenzenlos sonnig oder eben endlos ungerecht zu sein. Aber wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann das eine Extrem das andere ablöst. Nur ruhig scheint es nicht zu werden. Zumindest nicht in meinem Leben.
Momentan scheint mich wieder einmal die Sonne geküsst zu haben, und das mit einer solchen Schmatzgewalt, dass ich die Mutter aller Planeten am liebsten umarmen und vor Glück schütteln möchte. Und vielleicht schaut sie mich dann an und sagt „OK Joy, Deine Glücksträhne wird auf weitere zwei duzend Erfolgserlebnisse ausgedehnt“.
Aber natürlich weiß auch ich trotz hohem Testosteron-Spiegel, dass kein Glück ewig währt.
Wenn man einmal in den Genuss kommt eine Lebensphase zu erfahren, in der man sich seiner Sache so sicher ist, dass es einem geradezu im Gesicht geschrieben steht, dann kann man von Glück reden. Dann sieht alles gleich ganz anders aus. Und ich fühl mich meiner Sache sicher.
Manchmal kann ich es selber nicht fassen, dass sich jetzt so viele Dinge zum Guten wenden. Dann schlüpfe ich extra aus meiner Haut, um von außen zu beobachten, wie mein Wohlbefinden auf andere Menschen wirkt. Ich spreche von der Art von Wohlbefinden, die einem diese ganz besonders interessante, ja vielleicht sogar begehrenswerte Ausstrahlung verleiht, ohne gleich arrogant wirken zu müssen. Ich spreche von dem Wohlbefinden, das einem ein Lächeln schenkt, mit dem man die Blicke auf sich zieht. Und diese Blicke sprechen manchmal Bände. Du wirkst und sie schauen. Wer sagt, das tut nicht gut, der lügt.
Deswegen koste ich das angenehme Prickeln solcher Momente aus, solange ich sie habe.
Eigentlich ungerecht, wenn man bedenkt, dass man nur so strahlt, weil man in letzter Zeit so reichlich beschenkt wurde. Und beschenkt wurde man doch nur deswegen , weil einem neuerdings alles gelingt. Und der Grund dafür, dass einem alles gelingt ist, weil man schlicht und ergreifend das tut was man schon immer wollte. Und nicht etwa weil es einem Mühe oder gar Überwindung gekostet hat. Was für eine Gemeinheit. Was für eine Ungerechtigkeit. Denn während Du früher trotz Einsatz größter Kraftakte nicht wirklich weiter gekommen bist, belohnt man Dich jetzt für etwas, das Du ohnehin schon kannst. Noch einmal mehr ein Zeichen dafür, dass ich hier, wo ich bin, genau richtig bin und das, was ich hier tue, genau das richtige ist. Wenn ich das doch nur früher erkannt hätte!
Man steht also da, im imaginären Scheinwerferlicht der umliegenden Beobachter, fühlt sich unabhängig und frei von allem, und zieht erstaunlicher Weise die Aufmerksamkeit auf sich.
Und wenn man ganz ehrlich zu sich selber ist, gesteht man sich ein, dass man in einem solchen Moment ein klein wenig über den Dingen steht. Vielleicht würde man sogar abheben, wenn man dafür nicht schon zu alt wäre. Aber man bleibt am Boden und schaut sich um. Und da kommt alles so vor, als wenn sich manche Menschen geradezu zu einem hingezogen fühlen. Ob die merken, dass es Dir gut geht? Sehen Sie Dir an, dass Du Dich wohl fühlst in Deiner Haut? Ist es das, was die Anziehung ausmacht?
Wie grotesk, wenn man daran zurückdenkt, wie man sich einst in der Menge abgestrampelt hat und dabei nicht einmal einen zufälligen Blick erhaschen konnte.
Und gestärkt durch eine extra Portion Bestätigung, ist man endlich auch in der Lage Dinge aufzugeben, an die man sich früher panisch geklammert hat, obwohl man sie ohnehin nicht haben konnte. Und was passiert dann? Ausgerechnet diese Dinge, diese sogenannten Kannst-mich-nicht-haben Gestalten sind jetzt zum Greifen nahe. Aus den dunkelsten Höhlen und verborgendsten Verstecken kriechen sie heraus und fangen an, sich neugierig nach Dir zu strecken. Jetzt erst, wo Du in aller Gelassenheit und ihnen gegenüber gleichgültig die Umgebung erkundest, jetzt, wo Dich keine unerreichbare Verführung mehr aus der Ruhe bringen kann, erst jetzt rekeln sie sich nach Dir - ganz so als wenn Du für sie ein anderer Mensch wärst. Ganz klar, erst durch den Verzicht kann man haben, was bis dahin nicht zu haben war. Also verzichte ich auch weiterhin mit Vergnügen!
Und dann ist da noch die Unbeschwertheit mit der die Dinge gelingen!
Ist es vielleicht so, dass wenn man die Leichtigkeit besitzt gewissermaßen abzuheben, einem auch noch Flügel verliehen werden, mit denen man bislang unüberbrückbare Strecken hinterlegen kann? Ich sag ja, irgendwie ungerecht. Denn unten am Boden mühen sich kleine Helden und andere Optimisten ab, und kriegen doch nur einen Sprung zustande. Ich kenne dieses Spiel. Ich habe auch oft zum großen Sprung ausgeholt und bin dann immer wieder auf den Boden zurückgeholt worden. Aber ungeahnte Kräfte werden auch nur frei, wenn man locker lässt. Und jetzt mal im Ernst, wer lässt schon locker, wenn er etwas unbedingt haben will?
Und da ist noch diese Energie, die sich durch Deinen gesamten Körper schlängelt und Dich einfach nicht müde werden lässt. Dieser treibende Hochdruck, mit der man den Tag bis in die Nacht ausdehnt, die Dinge anpackt und erobert. Wenig Schlaf und einstiger Trägheit zum Trotz ist man jetzt hellwach im Geist. Magnesiummangel ade, das muss wohl eine Schilddrüsenüberfunktion sein.
Und wenn Du jemand anderen klagen hörst, wie anstrengend und ermüdend das ganze Leben doch ist, das einzige, was Du dem entgegnen kannst lautet: Dann tu doch zur Abwechslung mal das, was Dich glücklich macht. Und mit einem breiten Grinsen fügst Du hinzu, Du wirst staunen wie wohlfühlend sich die Naturgesetze des Lebens um Deine Seele winden werden.
Egal wie kurzlebig solche Glücksphasen auch sein mögen, was bleibt ist der Eindruck, dass sich hinter all dem eine Gesetzgebung verbirgt.
Hat sich der Erfolg einmal einstellt, funktioniert der Rest so gut wie von selbst, als ob man ein Glücksrad ins Rollen gebracht hätte. Und der Umkehrschluss, trifft der auch zu?
Hieße das dann gleichermaßen, das Gute wird immer besser und das weniger gute führt zu noch mehr schlechtem? Wie damals, als Trauer und Verzweiflung meinen Alltag bestimmten?
Und ist dann das, was mir hier widerfährt, die Wiedergutmachung für eine Zeit, in der ich mich schier aus dem tiefen Loch nicht retten konnte?
War es deswegen notwendig, in dieses Dunkel einzutauchen, um das Licht so schätzten zu lernen und das Glück so aufzunehmen, wie ich es heute kann?
Ist auch das eines dieser Naturgesetze, die ein Leben zu dem machen, was es ist?
Bei all diesem Gefühl von Großartigkeit, bei all der Stärke und Unbesiegbarkeit, die ich verspüre, im Grunde bin ich doch nicht mehr als ein lebendes Beispiel für die ungeheuerliche Macht dieser Daseins-Regeln, die das Leben bestimmen, lenken und es zu einem vollkommenem Gedicht zusammenfassen.
Und genauso großartig es mir heute geht, so niedergeschlagen werde ich mich vielleicht in unbekannter Zukunft wiederfinden.
Aber das nächste mal werde ich versuchen mich zu erinnern. Ich werde diese Geschichte wieder ausgraben und hoffe zu begreifen, dass es eben auch der Lauf der Dinge ist, der mich an diesen Punkt gebracht hat.
Und aus eigener Kraft und dem festen Glauben daran, dass das Glücksrad sich wieder für mich drehen wird, werde ich auch diese Zeit durchstehen.
Es gab Zeiten, da hat trotz aller Mühe nichts funktioniert und jetzt fügt sich eines dem anderen. Fast schon wie von selbst. Und obwohl ich mich zu den Menschen zähle, die das Leben in die eigene Hand nehmen und nicht auf Zufälle und fremde Hilfe warten, bin ich mir im tiefsten Innern ganz sicher, dass es sie gibt. Die unbestreitbare Macht der Naturgesetze.
Joy
(Alle Rechte liegen bei Shadi Nouyan)
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